Von Rainer Klöfkorn, Bremervörder Zeitung
Sandbostel. Der Besuch in der Gedenkstätte Lager Sandbostel hat am Montag bei Landratskandidat Marco Prietz Eindruck hinterlassen: „Es macht einen sehr nachdenklich, welche Folgen Krieg und Faschismus haben.“ Drei Stunden lang sprach der CDU-Bewerber um das höchste Amt im Landkreis Rotenburg mit Vertretern der Gedenkstätte und der Stiftung. Am Ende stand eine Zusage: Sollte er im September 2021 gewählt werden, werde er die Arbeit der Gedenkstätte „mit der Aufmerksamkeit begleiten, die sie verdient“. Mehr noch: „Für Ihre Anliegen werden Sie bei mir stets auf offene Ohren treffen“.
Gedenkstättenleiter Andreas Ehresmann, sein Stellvertreter Ronald Sperling und der Stiftungsvorsitzende Günther Justen-Stahl hatten den jetzigen CDU-Kreistagsfraktionschef zuvor mit der aktuellen Situation der Gedenkstätte vertraut gemacht und durch die historischen Gebäude geführt. Es sei erfreulich, dass ein Landratskandidat vor der Wahl die Gelegenheit zu einem Besuch ergreife, sagte Ehresmann im anschließenden Pressegespräch.
Auch wenn er die Gedenkstätte kenne und sie zuvor schon besucht habe, mache ihn jeder Aufenthalt auf dem ehemaligen Gelände des NS-Gefangenenlagers, das in den letzten Kriegswochen Auffanglager für KZ-Häftlinge wurde, immer wieder nachdenklich, so Prietz. „Hier kann man sehen, wozu Menschen unter bestimmten Umständen fähig sind“, sagte er mit Blick auf die vielen Toten und das Elend der Gefangenen. Alle Parteien, sofern sie es mit Menschenrechten und den Grundwerten ernst nähmen, sollten die „politische Botschaft“ der Gedenkstätte teilen: Krieg und Faschismus brächten großes Leid mit sich.
Ich bin mir der Verantwortung des Landkreises für diese Gedenkstätte bewusst und werde sie, sollte ich gewählt werden, fördern.
Marco Prietz, CDU-Landratskandidat
Die Arbeit der haupt- und ehrenamtlichen Kräfte in Sandbostel bewertete Prietz sehr positiv, sowohl in der Darstellung der Lagergeschichte als auch in der aktuellen Bildungsarbeit und dem internationalen Jugendaustausch. Es spreche für die Einrichtung, dass ihr Leiter Ehresmann bereits seit 14 Jahren in diesem Amt tätig ist. Lob gab es von Prietz auch für die Stiftung Lager Sandbostel. Es sei wichtig, dass in ihr parteiübergreifend Personen tätig seien. Auch sie verdiene es, weiterhin politisch unterstützt zu werden, zumal es an Aufgaben nicht fehle, wie er bei dem Besuch erfuhr.
Den Ball nahm Günther Justen-Stahl auf. Neben einem konkreten Antrag für die Dach- und Heizungssanierung im „Haus Altenburg“ und einem neuen Rasenmäher brachte er den Wunsch vor, perspektivisch Gespräche mit dem Landkreis zu führen und lief damit bei Prietz offene Türen ein. Die Organisation der Forschungsarbeit und die Entwicklung der Gedenkstätte seien Themen, die zeitnah angesprochen werden sollten, war man sich einig.
Insgesamt gesehen, so Ehresmann, habe sich die Zusammenarbeit mit dem Landkreis mit den Jahren gefestigt. Die institutionelle Förderung, die sich der Kreis seit 2019 mit dem Land teilt und die Prietz als Zeichen der großen Bedeutung der Gedenkstätte bezeichnete, habe sich in der Pandemiezeit bewährt. Es bleibe dabei: Für den Besuch der Gedenkstätte werde kein Eintrittsgeld erhoben. Ein Vorgehen, das auch Prietz unterstützt.
Es sei ihm ein besonderes Anliegen gewesen, die Gedenkstätte Sandbostel zu besuchen, sagte der CDU-Kandidat zum Abschied. Im Rahmen seiner auf sechs Monate angesetzten „Zuhör-Tour“ werde er sich bemühen, sich in allen 57 Gemeinden zu informieren. Daneben habe er eine Liste mit Institutionen aufgestellt, die ihm besonders am Herzen lägen. Mit ganz oben steht die Gedenkstätte Lager Sandbostel. Prietz: „Hier bündelt sich regionale, deutsche und internationale Geschichte.“